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                                                            Dachatlas 1975 / 1980: Geneigte Dächer:  Dachtragwerke - Dr.-Ing. Wolfgang Brennecke

Aus Sparren- oder Kehlbalkendächern und Pfettensträngen lassen sich Mischsysteme bilden - günstige Lösungen stellen diese jedoch nur in Ausnahmefällen dar.

 

Einfach stehendes Kehlbalkendach

Man kann Kehlbalken in der Mitte durch eine Pfette unterstützen [130]. Die Form ist sinnvoll, wo bei großer Gebäudebreite nur ein in Dachmitte angebrachter Pfettenstrang nicht stört, die Kehlbalken sehr lang sind und hohe Deckenlast aufzunehmen haben. Dies kommt heute nur noch außerordentlich selten vor.

 

Doppelt stehendes Kehlbalkendach

Hier werden die Kehlbalken gleich an ihrem Ansatzpunkt am Sparren unterstützt [131]. Für die Ableitung der Kräfte aus dem Mittelauflager der Sperren werden damit zwei Wege geschaffen: über die Kehlbalken und über die Pfetten. Letztere erhalten jedoch infolge ihres Schwindens und ihrer Nachgiebigkeit bei symmetrischer Last wenig oder gar keine Kräfte - das Tragwerk wirkt dann doch nur als Kehlbalkendach. Eine solche Konstruktion ist nicht sinnvoll, doch lassen sich vernünftige, für Sonderfälle geeignete Tragwerke daraus ableiten:

 

Sparrendach über den Mittelpfetten

Wenn man das Schwellholz des doppelt stehenden Kehlbalkendachs durch eine Fußpfette ersetzt, entsteht ein neues Tragwerk [132]. Aus dem oberen Teil des Kehlbalkendachs wird ein Sparrendach, das auf den Mittelpfetten ruht. Statt druckbeanspruchter Kehlbalken sind nun Zugglieder vorhanden, die den Horizontalschub des Sperrendachs aufnehmen. Die Sparren sind nach unten verlängert und an ihren Enden noch einmal durch die Fußpfetten gestützt, wirken also als Durchlaufträger. Horizontalkräfte brauchen an der Fußpfette nur noch bei Wind aufgenommen zu werden. Bildet man über den Mittelpfetten eine Decke als steife, an Giebel- und Zwischenwänden verankerte Scheibe aus, erhalten die Fußpfetten überhaupt keine Horizontalkräfte. Sie können dann z.B. auf Drempelwänden oder anderen Pendelkonstruktionen ruhen. Dies Tragwerk kommt deshalb in Frage, wo trotz erheblicher Gebäudebreite keine Firstpfette angeordnet werden soll, die Fußpunkte das Daches aber nicht zugfest zu verbinden sind.

 

Sparrendach mit Mittelpfetten

Eine andere Abwandlung des zweifach stehenden Kehlbalkendachs entsteht, wenn man die Kehlbalken weglässt [133]. Dann entsteht ein Sparrendach, dessen Sparren in der Mitte durch Pfetten gestützt sind. Das Tragwerk ist u.U. sinnvoll, wenn bei großer Gebäudebreite ein Pfettenstrang in Dachmitte unerwünscht ist und Kehlbalken entweder stören würden oder wegen erheblicher unsymmetrischer Lasten (beispielsweise bei außergewöhnlichen Schneeverhältnissen) wenig wirkungsvoll wären.

 

 

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